Wow, ein Baum voller Verbotsschilder! Und das nur wenige Gehminuten vom Schild am Parkplatz, das doch so schön laminiert war und die genauen Verhaltensregeln für Hunde und deren Besitzer aufgezählt hat. So starten wir mittlerweile in ganz viele Wanderung in Österreich. Schreiend, schimpfend oder mit „Hunde verboten“-Schildern werden wir regelmäßig in den Bergen begrüßt.
Sorry, das ging zu schnell. Kurz zum Mitschreiben: Was haben wir denn eigentlich falsch gemacht? Und überhaupt, was soll denn dieser mit Hass beladene Stress mit Hunden am Berg? Hunde verboten, Hunde hier nicht, Hunde da nicht, und bitte nur an der kurzen Leine. Wir sind doch noch nicht mal richtig in den Wanderschuhen drin, schon geht der Stress los…
Hinter den Schildern stecken grantige Menschen. Wir haben die Wanderschuhe erst bis zu den Zehen angezogen, schon ruft der Taxifahrer „Hier ist Leeeeinenpflicht. Hängt’s euren Köter an!„. Am liebsten würden wir „Das ist kein Köter, sondern ein WauWau!“ zurückbrüllen. Tun wir natürlich nicht, aber innerlich brodelts schon. Ach ja, der Herr hat einen Van mit dem er der die strammen Wandergäste vom Parkplatz zur wenige Kilomenter entfernten Hütte fährt, und das im 30-Minuten Takt. Rauf, runter. Hand auf’s Herz: Da wär ich auch grantig, wenn mein Tag so aussehen würde.
Ich fasse hier gleich mal zusammen: Wir steigen am Wanderparkplatz aus, sehen ein frisch laminiertes Schild mit dem ersten Hundeverbot. Dann kommt der nette Herr im Van und schreit. Bis wir vor dem Baum mit weiteren Verbotsschildern stehen. Bis zu dem Punkt hatten wir noch nicht mal Felskontakt und eigentlich fragen wir uns nur: Was soll der ganze Wahnsinn? Und warum kann keiner normal mit uns reden, sondern wird sofort ausfällig, beschimpft uns und droht mit Anzeigen?
Je nach Tagesverfassung reagieren wir mal gelassener, mal aggressiver. Weil wir sehen das als hausgemachtes Problem, denn in Wahrheit gibt’s ja gar keines. Das ist im Kopf des Herrn und Frau Österreicher, die sowieso am liebsten den ganzen Tag über den Zaun auf Nachbargrundstück schauen und kontrollieren, ob der mehr / weniger hat und ob die eh keinen Fehler machen. Weil sonst hängen wir gleich noch ein Schild auf. Stets lösungsorientiert und konfrontationsbereit. So sind wir eben.
Wo findet man im Freien noch eine passende Hundetoilette?
OK, jetzt sind wir als Österreicher eh an diesen Hunde-Terror gewöhnt. Wir können es nicht ändern, aber die Kiki tut halt einfach nichts. Wir geben zu, der tägliche Klogang, der lässt sich nicht vermeiden und irgendwo muss sie ihr Geschäft verrichten. Und das nehmen wir eh immer im Sackerl mit.
Eskalationen, wenn sie sich zum Pipi machen hinhockt…es tut uns ja wirklich schrecklich Leid, aber wir können es nicht ändern und einsackerln geht da halt auch nur ganz schwer. Wir können sie auf Toilettengang in unserem Bad trainieren, aber wenn Pipi in der Wiese Schnappatmung und einen unfreundlichen Kommentar bedeutet, dann fragen wir uns schon was da jetzt der große Fehler unsererseits war.
Scherz beiseite, aber jede Katze, jedes Reh, jeder Fuchs, jedes Tier, das durch’s Feld rennt hinterlässt da wesentlich mehr, als meine Hündin und nicht jede Gassirunde endet in 5 Hundehaufen. Nicht mal mit Durchfall. Wir laden jeden zum vernünftigen Denken ein, ist ja beim Menschen auch nicht so. Fast krankhaft suchen die Leute nach den Problemen.
Hundeverbot im Tourismus
Aber liebe Hüttenwirte, liebe Bauern, liebe Tourismusverbände, liebe Hundehasser: Jeder Tourist, der hier mit Hund herkommt, der greift sich doch auf den Kopf bei eurem Getue! Wie viel Zeit, wie viel Hirnschmalz und wie viel Geld wurden denn für all die Schilder schon investiert? Große Sommerveranstaltungen, um den Tourismus anzukurbeln. Mega Wanderevents, um noch mehr Leute in die Berge zu bringen. Und dann die Schilder gegen die Hunde und Hundehalter? Wie passt denn das noch zusammen? Und wenn man dann fragt, kommt sowas:
„Na, bei den Kühen müsst’s aufpassen. Da gibt’s immer wieder was, wenn der Hund zu kurz angeleint ist.“ – Ja super, dann drehen wir jetzt um, waren nur 5 Stunden Zustieg bis hierher.
„Ist das Ihr Hund? Ich zeig Sie an, wenn Sie Ihren Hund nicht sofort anleinen.“ – Ok, go for it!
„Na, wenn’s jeder liegen lässt, dann kann man irgendwann nicht mehr über den Weg gehen ohne dass man in einen Haufen reintritt.“ – Ah, und ich steh im Kuhfladen mitten am Weg. Aber ist ok. Stört mich ja wirklich nicht.
„Die Leinenpflicht ist wegen dem Jäger, der ist da sehr genau. Uns wär’s eh gleich.“ – Ahso, naja dann.
„Da gab’s den einen Zwischenfall. Tut uns Leid, mit Hund könnt’s nicht kommen. Das müsst’s schon verstehen.“ – Ja, verstehen wir eh. Auf Schutzhütten gibt’s eine Klassengesellschaft.
„Hunde sind hier nicht erlaubt. Müsst’s draußen bleiben. Aber ihr könnt’s euch eh was zum Trinken mit raus nehmen.“ – Passt, ist richtig fein draußen bei -20 Grad im Schnee. Danke dafür.
Hunde verboten! Wie alles begann…
Wir verstehen alles und können mit allen umgehen. Nur die Gegenüber haben Recht und Vorrang. Was uns halt bisschen Sorge bereitet ist die Tatsache, dass wir vor mittlerweile 22 Jahren unsere erste Hündin, die Nelly, überall dabei hatten. Und mit überall, meinen wir eigentlich immer und überall. In Griechenland im Urlaub. Da war sie sogar im Apartment-Pool. Zusammen mit allen Gästen versteht sich. Generell war sie eine Wasserratte, die in jedes Gewässer getaucht ist. Das fand immer jeder lustig und süß. Es gab einfach nie Probleme.
Wir wollen jetzt nicht sagen, dass früher alles besser war. 😉 Aber es war früher schon wesentlich entspannter auf 4 Pfoten. Das war noch bevor die Idee „Hunde verboten“-Schilder zu entwerfen entstanden ist. Das ging so lange bis irgendwann eine Leinenpflicht in allen Marktgemeinden Österreichs eingeführt wurde. Manche nennen sie auch liebevoll „Leinenzwang„, damit wir alle wissen was Sache ist. Haben wir lange ignoriert, war auch lange egal. Aber dann kamen die Gassisackerl Regulierungen. Da wurde schon genauer hingeschaut. Der Höhepunkt kam mit der Maulkorbpflicht.
Irgendwann war alles todernst, was mit Hunden in Verbindung gebracht wurde. Restaurants und Hotels führten Hundeverbote ein, irgendwann zogen die Hütten nach und mit einem Taxi nahm dich sowieso keiner mehr mit. Wir helfen alle zusammen, damit unser unbeschwertes Hundedasein sogar im Alltag zur Plage wird. Und das geht uns sehr nahe. „Hunde verboten“ ist wie „Kinder verboten“. Und nein, ich vergleiche keinen Hund mit einem Kind, aber ist halt auch ein Lebewesen und Teil der Family.
Hunde willkommen! Ausnahmen bestätigen die Regel
Zum Beispiel, manchmal ist es möglich mit Verkaufspersonal im Supermarkt oder in der Drogerie Rücksprache zu halten, um den Hund im Eingangsbereich des Geschäftslokals drinnen angebunden werden, wenn es draußen sehr heiß oder kalt ist. Der „Hunde verboten“-Sticker ist in manchen Filialen menschlich zu verstehen.
Manche Hütten haben eigene Hundezimmer, ohne Teppich dafür bringt man sein Hundedeckerl mit. Das gibt’s zum Beispiel am Carl-von-Stahl-Haus, das ist das Heli-Zimmer direkt neben dem Lager. Da geht’s ohne Probleme, dass der Hund neben dem Lager schläft. Meistens schnarchen nämlich die im Lager lauter, als der Hund überhaupt bellen kann.
Oder beispielsweise bei Dehner oder Fressnapf sind Hunde im Geschäft herzlichst willkommen. Sie Filialen fordern Hundebesitzer redlich auf, die Hunde mit reinzubringen. Ohne Maulkorb, aber mit Leine. Dort gibt’s eigene Hundebars mit Leckerlis und frischem Wasser oder sogar ein Kauli an der Kassa. Das ist für Kiki immer, wie Weihnachten. Da kann sie an ihren neuen Leckerlis schnuppern und wir können zusammen Spielzeug aussuchen. Wie sonst sollen wir wissen was lustig genug quietscht oder raschelt?
Hunde verboten! Die größten Bloßstellungen kommen von ganz tief drinnen
Und dann gibt es Supermärkte, die nicht mal einen Haken zum Anhängen draußen haben. Da kann man dann am Parkplatz zwischen Autos und Fahrrädern die Leine mit Hund anbinden und hoffen, dass keiner um die Ecke rast. Und wenn man die Mitarbeiter darauf hinweist kriegt man noch einen blöden Kommentar, weshalb der Hund überhaupt am Gelände sein muss. Wow!
Einmal wurden wir vom Security lautstark aus einem Supermarkt rausgeworfen, weil Kiki nach Rücksprache mit dem Verkaufspersonal im Eingangsbereich des Geschäfts gewartet hat. Der aggressive Typ drohte nach der Eskalation sofort mit einer Anzeige. Doppeltes Wow!
Last but not least, beim Dinner im Mama Thresl musste Kiki vor ein paar Jahren vor dem Hotel und Restaurant warten (wir waren leider ohne Auto unterwegs). Es gab keinen anderen Raum, wo sie hätte im Warmen warten können. Keine Decke, kein Wasser, kein nichts. Ein Konzept für Gäste ohne ❤️ der Wirtsleute dahinter. Wow zum Quadrat!
Wir fordern ein Umdenken
Was wir uns für die Zukunft wünschen? Lösungen. Probleme sind doch da, um gelöst zu werden. Und es sollte nicht allein am Hundehalter abgewälzt werden. Wenn jeder einen Schritt auf den anderen zugeht, könnten wir wieder entspannter auf 4 Pfoten unterwegs sein. Wie wäre es denn damit?
💡 Vielleicht gibt es Wege, die nicht direkt durch’s Weidegebiet führen. Ist ja für die Kühe auch nicht entspannt, wenn ständig wer an ihnen vorbeilatscht. Und da ist es egal ob mit oder ohne Hundebegleitung.
💡Vielleicht kann man auf Hütten ein Hundekammerl oder ein Eckerl im Notlager für Hundewanderer einrichten. Und es wär schon mal ein Anfang, wenn der Hund mit rein darf, wenn man sich was zum Essen oder Trinken bestellt. So super genau geht’s doch ab 1000 Metern nicht mehr zu, oder?
💡 Vielleicht darf der Hund am Berg oder wenn wir joggen gehen auch mal wieder ohne Leine unterwegs sein, ohne gleich Anzeigen um den Kopf geworfen zu kriegen. Viele Hunde kennen gar kein Leben ohne Leine, das wäre aber in ihrer Natur. So, wie sich Kühe und Schafe auf der Weide frei bewegen dürfen. Schon mal daran gedacht?
💡 Vielleicht kann man bei Geschäftslokalen ein kleines geschütztes Eckerl einrichten oder im Eingangsbereich einen Hacken bei den Verpackungstischen anbringen. Die Haare können von dort aus gar nicht so weit bis zum Obst und Gemüse springen. Alles andere ist mittlerweile eh komplett luftdicht verpackt.
💡 Vielleicht kann man bestimmte Restaurants und Hotels mit „Wir sind hundeunfreundlich! Uns geht’s zu gut, bitte kommt’s nicht zu uns!“ kennzeichnen. „Gäste nicht willkommen“-Schilder wären gut! 😆
Unser Abschlusswort zum Tourismus
Dem ergänzend gab’s erst vor Kurzem einen Beitrag über Tourismus in den Alpen. Da spricht der Südtiroler Hotellier Michil Costa darüber, dass es gut wäre Pässe und Straßen zu sperren, damit keine Gäste kommen. Tatsächlich gibt es seit einiger Zeit Diskussionen darüber, die Passstraßen in den Dolomiten zu sperren. Wen’s interessiert, kann hier in den Habe die Ehre! Podcast mit Michil Costa am BR. Aber das ist ein anderes Thema. Trotzdem absurd, wie kommt man auf solche Ideen?!
Wir sehen schon viele Themen rund um den Hund sehr kritisch und wollen besonders in unserer Kategorie „News“ darauf hinweisen. Lest euch gerne weitere Artikel durch oder hinterlasse deinen Wunsch für weitere Themen in den Kommentaren.
Außerdem wird manchmal auch ein Hund vorm Supermarkt entführt, kannst du dich daran erinnern! Stay strong, Team Kiki❤️
I do! Schon so arg eigentlich. Mischlingshunde (und das ist das ärgste an der Geschichte) sind aber nicht so von diesen Diebstählen betroffen. Da schaut weniger Kohle beim Weiterverkaufen raus. Wär doch echt auch einen eigenen Beitrag wert das ganze Thema…😬🙈
In den Lienzer Dolomiten hat mir eine nette Kärntnerin angedroht den Hund zu erschießen , weil ich ihn bei einer Kletterstelle lurz abgeleint habe. Es ist wirklich traurig!
Wow arg, da fehlen selbst mir die Worte! In Wahrheit dürfen wir uns solche Bloßstellungen nicht gefallen lassen. Aber ich ertappe mich immer selbst, wie ich perplex und sprachlos bin. Ich habe mir mittlerweile angewohnt zu Hause zu überlegen, wie wir auf Kommentare der Leute, die wir am Berg treffen, gekonnt kontern. Ohne, dass wir unser Gegenüber beleidigen. Viele kennen da die Grenze leider nicht, so wie auch in dem traurigen Fall in den Lienzer Dolomiten. Ich wünsche dir und uns allen als Hundehaltern, dass sich die Nicht-Hundehalter wieder mehr öffnen und nicht jede Begegnung mit bösen Kommentaren geziert wird. Danke für’s Teilen deiner Story! ❤️🐶
Da geb ich dir völlig recht. Mann muss aber einfach mit Hund nicht mehr nach Ö fahren. Es gibt auch andere schòne Plätze. Aussdem möchte icb dich darauf hinweisen, die Maulschlaufe deines Hundes sind per Tierschutzgesetz verboten!! Hunde können nicht hecheln und auch nicht trinken. Es muss ein Maulkorb sein welcher gröss genug ist dass der Hund komplett hechelnkann
Danke für deinen wertvollen Kommentar, Angelika. Super schade, dass Reiseziele außerhalb von Österreich gesucht und gefunden werden müssen. Vielleicht kommt ja noch irgendwann ein Umdenken. Dies ist auch ein bisschen unsere Aufgabe mit diesem Blog und wir freuen uns, wenn wir nicht allein sind mit unserer Wahrnehmung und darin bestärkt werden. 🐶🤗
Genau, die Schlaufe ist gar nicht offiziell als Maulkorb zugelassen. Wir nutzen das meist als „Notlösung“, wenn wir mal mit der Bahn, Schiff, kurze Busstrecken vor oder nach einer Tour machen. Ist einfach platzsparend, aber nicht die offizielle Variante. Die offiziellen Maulkörbe sind für eine Hündin, wie es die Kiki ist, echt arg aber Vorschrift ist Vorschrift und gegen die können wir schwer ankämpfen.