Das Projekt „Tiroler Kogel“ im Tennengebirge: Alle guten Dinge sind 3!

Es ist wie verhext! 😂 Da gibt’s den Tiroler Kogel (2.322 m) bei uns ums Eck und wir kommen da irgendwie nicht rauf. Oder halt irgendwie kommen wir schon rauf, aber das Gipfelkreuz, das haben wir noch nicht gefunden.

Die Geschichte ist die: Wer uns kennt, der weiß uns packt im Frühjahr immer die übertriebene Wandermotivation. Wir können da gar nicht aus, das kommt gleich nach der Winterdepression, aber das ist eine andere Geschichte. So war es auch vor ein paar Jahren, als wir im Frühjahr, bei geschlossener Schneedecke auf 2000 m den Tiroler Kogel im Tennengebirge in Angriff genommen haben. Dass der Tiroler Kogel auf 2322 m liegt war uns bewusst und so war das Projekt von Anfang an zum Scheitern verurteilt.

Das macht ja nichts, wir haben ein paar Jahre später, nämlich vor einigen Tagen im September 23 entschieden, dass wir das Projekt nochmal starten könnten. Die Vorteile dieser Tour liegen eindeutig auf der Hand: Kurze Anfahrt, steiler Anstieg, viel Fels und aus dem Grund keine Menschenmassen. Wie kann man da widerstehen und warum haben wir überhaupt so lange auf Runde 2 gewartet?

Tunnel bei der Eisriesenwelt
Die Tunnel vor der Eisriesenwelt sind ein Erlebnis für sich!

Der Wetterbericht meldet am Tag des 2. Versuchs Gewitter. War ja klar. Zwar erst ab 14 Uhr, aber Blitz und Donner am Berg ist schon echt gar nicht nach unserem Geschmack. Als wir in der Früh noch am Laptop sitzen, um die hereinflatternden Emails zu bearbeiten schreitet die Uhrzeit voran und es wird Vormittag bis wir endlich im Auto sitzen. Start, und das ist richtig cool, ist nämlich bei der Eisriesenwelt in Werfen. So ein tolles Ausflugsziel in unserer Gegend, und ich war leider noch nie dort. Nur beim letzten Ausflug Richtung Tiroler Kogel haben wir einen Eindruck von diesem tollen Örtchen bekommen. Wir sind ja ganz große Fans von Eis und Gletscher und so. Das ewige Eis ist eine Faszination für sich! Uns graut da nur immer vor dem Besucherandrang und verschieben es dann wieder auf’s nächste Jahr und dann passiert wieder nichts. Ihr kennt’s das eh…

die Eisriesenwelt und ihre Tunnel
Spannende Tunnelführung. Bis zur Eisriesenwelt gibt’s 2 Tunnel, durch die man auch durchgehen kann.
Tunnel wohin das Auge reicht. Die Eisriesenwelt in Werfen.
Furchtlose Begleiterin auf 4 Pfoten.

Parken kann man kostenlos beim Besucherzentrum der Eisriesenwelt und von dort aus startet auch schon das Abenteuer durch den ersten Tunnel. So cool, wie Kiksi da lässig durchspaziert und man am anderen Ende in einem verbauten Trakt im Fels wieder rauskommt. Nach wenigen Minuten gelangt man zur Talstation der Gondelbahn, von hier geht’s über Serpentinen zur Bergstation. Die Zeit im Aufstieg vergeht schnell, keine Menschen, nur Panorama-Ausblick. Ab der Bergstation sammeln sich die Grüppchen von Schülern, Familien und Pensionisten wieder und wir traben schnell durch den nächsten Tunnel bevor wir zum Einstieg vom Hochkogelsteig kommen. Direkt unterhalb der eigentlichen Attraktion, der Eisriesenwelt.

Start Hochkogelsteig
Der Hochkogelsteig. Cool und nicht allzu schwierig, auch für Hunde. Nur die 3 Schlüsselstellen sollten im Vorhinein geachtet und für den Hund eingeplant werden.
Leiter am Hochkogelsteig
Schlüsselstelle „Leiter“.

Hier ist der Tiroler Kogel am Weg 212 mit 3 Stunden und schwarzer Wegbeschaffenheit markiert. Den Weg hier kennen wir ja schon, das Wetter sieht soweit echt super aus, also gehen wir entspannt weiter. Am Hochkogelsteig gibt’s 3 Stellen, die nicht für Hunde gemacht sind: eine Leiter, die Eisentritte an der Gedenktafel, und Eisentritte an einer heiklen Stelle mit einer kleinen Felsspalte. Mit Klettergeschirr ist aber keine der Stellen schwierig. Wär nur gut, wenn man das Klettergeschirr einpackt und nicht zu Hause liegen lässt, weil man vergessen hat, dass der Hochkogelsteig 3 heikle Stellen hat.

Hochkogelsteig und Kiki sind kein Problem
Wahrscheinlich hätte die Kiki die Sprossen auch ohne fremde Hilfe gemeistert. Klettermaus!

Selbst mit Halsband und Leine packen wir die herausfordernden Momente, denn die Leiter ist geneigt und Kiki konnte sich gut hochtragen lassen und manchmal konnte sie sich sogar mit den Pfoten an den Sprossen abstoßen. Einige Höhenmeter später eröffnet sich eine felsige Hochebene auf über 2200 Metern, die weiter hinten als „Kote“ bezeichnet wird. Super ist, dass heute keine Altschneefelder da sind und wir uns nur langsam Sorgen wegen dem Wetter machen. Vom Pongau ziehen dunkle Wolken rein, noch nicht bedrohlich aber uns wird klar, dass der versprochene Regen und Gewitter kommen werden.

Kote im Tennengebirge
Da war letztes Mal für uns Schluss. Zu viel Schnee im Frühjahr.
Schlüsselstelle am Hochkogelsteig
Die Schlüsselstelle an der Gedenktafel. Eine Genusswanderung entlang des Hochkeilsteigs.

Auf diesem Plateau ist außer uns wirklich niemand unterwegs. Die Gamsfamilien eilen davon, als sie die kleine Bedrohung in Form der Kiki sehen, aber sonst sind wir unter uns. Die Weggabelung Kote wird unser Entscheidungspunkt: Gehen wir weiter oder drehen wir um? Bei unserem ersten Versuch war hier nämlich schon Ende der Tour, daher finden wir uns in dem Moment wie in die Vergangenheit versetzt. Da blitzt der blaue Himmel durch und wir entscheiden uns für den schnellen Schritt Richtung Tiroler Kogel, im schlimmsten Fall drehen wir halt nochmal um. Hier oben, und das hat uns selbst voll verwundert, finden wir äußerst schlechte Wegmarkierungen. Also, es gibt schon rot-weiße Eisenstangen alle paar hundert Meter, aber im Nebel sind die auf die Distanz nicht zu erkennen. Und die Farbwahl der Wegmarkierung ist ein blau-grauer Kreis auf grauem Felsen. Wir finden also, dass es nicht an uns liegt, dass wir hier oft abseits vom Weg durch Geröll und querfeldein marschieren. Scherz beiseite, aber ab hier sind sie wirklich kaum mehr zu erkennen, diese Markierungen.

Markierungen im Tennengebirge
hahaha die Markierung verdient echt einen Preis.
Zustieg Tiroler Kogel
Und das war unsere Aussicht beim 2. Versucht Richtung Tiroler Kogel. Hinter uns war blauer Himmel.

Einige Gämse und Felshöhlen später kommen wir am Fuße des Tiroler Kogels an. Leider leider ziehen in dem Moment Wolken und Nebel über uns herein. Auf diesem Plateau ist es halt perfekt für solche Wetterlagen, die sich da drin ganz gerne aufhalten. Im Laufschritt versuchen wir den Gipfelanstieg, der erst nicht schwierig und oben angekommen plötzlich zum schmalen Grat im dichtesten Nebel wird. Ganz wohl fühlen wir uns nicht, vor allem weil wir nicht genau wissen wo wir sind, wie weit es noch ist und in welche Richtung wir überhaupt schauen. Laut GPS-Signal auf der Karte sollte direkt vor uns der Gipfel sein, wir sehen aber nur bis zu unseren Füßen. Rund um uns Nebel, aber kein Gipfel. Wow, das ist ein Whiteout im Sommer! Bevor wir komplett die Orientierung verlieren, drehen wir um und marschieren schnellen Schrittes denselben Weg zurück zum Plateau.

Gipfel vom Tiroler Kogel im Tennengebirge
„Whiteout“ ist ein meteorologisches Phänomen, das vor allem in Polargebieten und im Hochgebirge auftritt. Als Whiteout wird die Helligkeit beschrieben, die bei schneebedecktem Boden und gedämpftem Sonnenlicht beobachtet werden kann. (Quelle: Wikipedia „Whiteout“)

Gibt’s ja nicht! Wir kommen unten an, schauen nach oben und da ist der Gipfel des Tiroler Kogels im Sonnenschein vor blauem Himmel. Waren wir da nicht erst vor 20 Minuten oben und mussten ohne den Gipfel zu sehen wieder umdrehen? Eine Stimme in uns überlegt kurz, ob wir nicht doch nochmal raufgehen sollten, aber dann merken wir, dass sich das Wetter zum Positiven wendet und wir uns unter einem wolkenfreiem Himmel befinden. Witzig, dieses Wetter im Gebirge. Das kommt und geht, wie es will. Dass wir den Tiroler Kogel jetzt wieder nur von unten sehen finden wir dann auch schnell witzig und machen von unten ein Gipfelfoto. Zählt in unseren Augen auch! 😉

White out im Tennengebirge
Der Gipfel so nah und doch so fern. Es sollte wieder nicht sein. Wenn links und rechts, oben und unten nur noch Nebel ist.
Gipfelfoto mit Tiroler Kogel
Am Ende ein Gipfelfoto von unten. Wer entdeckt das Gipfelkreuz im HIntergrund? 🥳

Das Happisch Haus in seiner Idylle

Witzig ist auch, dass das Leopold Happisch Haus laut Wegweiser von hier aus in 40 Wander-Minuten erreichbar ist und so gehen wir doch nochmal weiter. Alles bergab. Bestimmt 400 Höhenmeter wieder runter. Immer weiter nach hinten, wo es wesentlich mehr nach Sommer aussieht als vorne an der Kote. Plötzlich tut sich uns ein Panorama mit See und Hütte vor sich auf. Sonnenschein und blauer Himmel auf dieser leicht versteckten Hochebene bringen die Stimmung wieder voll in Schwung und wir spazieren ums Eck vor bis zum Leopold Happisch Haus.

Tennengebirge
Hätte ich es nicht selbst erlebt, würde ich nicht glauben dass wir diese Aufnahmen nur eine knappe Stunde nach unserem Whiteout gemacht haben.

Es sieht sehr einsam aus und da wir entlang der Strecke nur Gämse getroffen haben gehen wir davon aus, dass die Hütte geschlossen ist. Später stellt sich heraus, dass es sich um eine Selbstversorgerhütte handelt. Ein paar Tage darauf erfahre ich von einer Freundin, dass sie auf der Hütte übernachtet haben und es ein tolles Miteinander mit den anderen Hüttenbesuchern gibt. Na toll. Im Kopf geht die nächste Tourenplanung gleich wieder los. Von hier aus könnten wir uns ja mal richtig austoben, man kann in alle Himmelsrichtungen ein neues Ziel entdecken. Da stellen wir uns die Frage: Warum waren wir hier noch nie?

Leopold Happisch Haus
Das Leopold Happisch Haus. Eine Selbstversorgerhütte in bester Lage im Tennengebirge. Wir kommen wieder!

Hier ist an dem Tag aber auch Ende unserer Tour und wir wandern eigentlich noch ziemlich frisch wieder die vorhin abgestiegenen Höhenmeter rauf bis zur Weggabelung der Kote. Dieser Wegabschnitt hat zwar immer wieder Tritte mit Holz und Eisenversicherungen, aber die wurden in dieser Saison (und wahrscheinlich die beiden Saisonen davor) noch nicht gewartet. Eigentlich ganz schön eigenartig, ist das Leopold Happisch Haus eine Alpenvereinshütte. Da sind die normalerweise schon immer fleißig in der Wegewartung, aber hier scheint es anders zu sein. Egal, denn wir finden uns schon bald wieder am Hochkogelsteig, der im perfekten Zustand ist. Spätestens hier sehen wir, dass uns der Pongau nun dunkle Regenwolken schickt. Bis wir beim Besucherzentrum ankommen sind wir gut vom Nieselregen durchnässt und fahren schnellstens Richtung heiße Dusche daheim. Heute war’s leider wieder nichts mit dem Tiroler Kogel. Wir haben aber viele neue Ecken entdeckt, die wir uns nochmal genauer anschauen müssen und verabschieden uns vorerst mal nur für den Moment und freuen uns auf’s nächste Abenteuer im Tennengebirge!

Für alle, die im Tennengebirge schon mal in den Nebel gekommen sind, hier ist die Webcam vom Leopold Happisch Haus. Dort hängt’s Wetter nämlich einfach gern drin und vor Tourantritt lohnt es sich da mal reinzuschauen.

Wenn du unsicher bist wie du die Tour mit deinem Vierbeiner angehen sollst, lies doch mal unsere Tipps im Blog-Post „Wandern mit Hund“ und bereitet euch gut für eure erste anspruchsvolle Bergtour im Fels vor. Und wenn du noch mehr Tipps brauchst, dann kontaktiere uns einfach. Viel Spaß! 🍀

Facts für 2- und 4-Beiner

Einsamkeit: Die Tour ist auch an schönen Tagen sehr einsam und verlassen (haben wir uns sagen lassen, wir waren ja immer nur bei Schlechtwetter unterwegs). 🤣 Der Weg Richtung Happisch Haus ist dementsprechend auch nicht in super Zustand, die Markierungen hatten ihre besten Zeiten wahrscheinlich in den 90ern und die Hütte ist für Selbstversorger ausgelegt. Also gut planen und genügend Verpflegung für dich und deine Fellnase einpacken. Zur Not kann man auch mit der Gondelbahn einen Teil des Zu/Abstiegs planen, falls die Kräfte ausgehen sollten. Wichtig ist auch, es gibt keine Wasserquelle auf dieser Strecke bis zum Happisch Haus.

Wild: Was an Menschen fehlt, wird in Gämsen aufgestockt. Die Kiki war im Dauerstress auf der Kote. Weil wir im Alpinen Gelände unterwegs sind lohnt sich hier die Leine doppelt!

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