Ausflug in die Lungauer Dolomiten: Über das Mosermandl (2.680 m) auf den Faulkogel (2.654 m)

Oft gehört, noch nie gesehen: Das Mosermandl in den Niederen Tauern. Wir freuen uns auf ein bisschen Italien-Flair, denn dort drinnen spricht man von den Lungauer Dolomiten. So machen wir uns an die Vorbereitung, denn die ausgiebige Tourenplanung ist Grundvoraussetzung für jede Wanderung. So auch an diesem Tag, denn wir haben uns eine besonders schöne aber doch fordernde Tour im Lungau rausgesucht. Immer, wenn wir was Neues ausprobieren besteht ein gewisses Restrisiko. Das multipliziert sich, wenn man mit einem fehlerhaften GPX-Track in den Tag startet. So endete unser Sonntagsausflug mit einem kleinen Abenteuer. 😂

Unser Ausgangspunkt sollte laut dem Track bei der Schliereralm sein. Die saftigen €9 für die paar hundert Meter Maut haben wir uns gespart und parken kurz nach der Tauern-Autobahnbrücke am Parkplatz am Beginn vom Riedingtal. Richtig cool, hier herrscht natürlich Leinenpflicht aber es gibt Gassisackerl-Spender und Mülleimer gleich beim Weggehen. Noch besser wird die Kulisse bis zur Schliereralm durch das Riedingtal. Wir spüren mit jedem Schritt, wie wir im Schatten des Waldes auf der einen und die Kühle der Felsen auf der anderen Seite runterkommen. Die Vorfreude auf das Mosermandl steigt!

erste Wege auf der Weide
Nach den Serpentinen geht’s über die Weiden mit atemberaubendem Panorama.
Lungauer Dolomiten
Das Mosermandl. Endlich sind wir mal hier und sehen schon den Gipfel. Nach den Serpentinen durch den Wald wird’s immer felsiger. Hier noch im Übergang zwischen Weide und Schotterfeldern.

Am Parkplatz vor der Schliereralm biegen wir nach rechts in die nicht allzu steilen Serpentinen Richtung Mosermandl. Wir treffen am Weg eine Pudeldame, die wohl auch auf den Gipfel soll. Kiki ist viel zu aufgeregt, weil es die erste Wanderung der Woche ist und ignoriert die gelockte Artgenossin. Nach den Serpentinen durch den Wald erreichen wir Weideflächen, die bald in Schotterfelder und Fels übergehen. Hier treffen wir zum 1. Mal auf eine Abzweigung zur Franz-Fischer-Hütte. Die kennen wir bisher nur vom Hören-Sagen und wollen nach der Tour endlich mal einkehren.

Hütte auf vegan-vegetarisch: Die Franz-Fischer-Hütte

Schnell wird die Hütte auch unser Gespräch der Tour. Die Küche ist nämlich vegan-vegetarisch und das finden wir richtig toll. Ganz ehrlich, wir verstehen bis dato überhaupt gar nicht, warum Herr und Frau Österreicher nicht mal am Berg auf ihr Schnitzerl verzichten können. Der Trend zum alpinen Cappuccino und WLAN auf der Alm ist voll im Gange, aber mal auf Fleisch verzichten auf über 2000 Metern…Nö, das wollen wir nicht. Das geht gar nicht. So 99,9% der Österreicheicher, die wahrscheinlich nicht mal bis zur Hütte raufkommen, weil die Schweinshaxe in den 3 Dosen Bier im Bauch schwimmt.

Total fies und unfair war das, wie die Hüttenwirte damals von den Medien und den Lesern durch den Kakao gezogen und beschimpft wurden. Als eine der wenigen Hütten ist die Franz-Fischer-Hütte so so so hundefreundlich und unkompliziert. Wir mussten nämlich mal ein Bett wegen Gewitter kurzfristig stornieren und da kam nur die verständnisvolle Rückmeldung: „Wir freuen uns, wenn ihr ein andermal bei gutem Wetter kommt.“ Die beste vegan-vegetarische Hütte! Für uns ein Traum, für andere ein Alptraum in Hüttenform. Die anderen können aber eh daheim bleiben. Auf der Couch. #meibierisniddeppat

hundefreundliche Hütte im Lungau: die Franz-Fischer-Hütte
Wie kann man diese Hütte nur schlecht reden? Die Franz-Fischer-Hütte auf über 2000 Metern kocht vegan-vegetarisch und ist absolut unkompliziert und vor allem hundefreundlich, auch wenn man hier übernachten möchte.

OK, weiter geht’s. Über die immer steilenden Felspassagen erreichen wir den Gipfel, den wir schon so lange sehen. Wir lieben es hier oben, denn das Panorama auf 2.680 m ist wirklich der Wahnsinn. Wir sehen wahnsinnig weit, sogar bis zum Untersberg bei Salzburg, den Grimming in der Steiermark oder die Hohen Tauern. Der Wahnsinn ist auch der Faulkogel, der unser 2. Etappenziel des Tages und noch richtig weit von uns entfernt ist. Weil es über den Gipfelanstieg kein Wasser für Kiki gab, gibt’s am Mosermandl erst mal eine Trink- und Snackpause. Für September ist’s nämlich noch richtig warm, aber wir haben Faltnapf und frisches Wasser von zu Hause im Rucksack mitgebracht.

Mosermandl
M❤️SERMANDL 2.680 m
Aufstieg zum Mosermandl
Von hier kann man unser 2. Tagesziel schon erahnen…

Mosermandl rauf und runter

Weil wir auf der restlichen Tour niemanden mehr treffen und die Wanderung bis zum Mosermandl sehr hundefreundlich ist, gehen wir davon aus, dass die Pudeldame von vorhin wahrscheinlich über den selben Weg zurück ins Tal gewandert ist. Macht voll Sinn, und ist richtig toll mit einer Hütteneinkehr bei der Franz-Fischer-Hütte zu kombinieren. Ganz große Empfehlung von Kiki und natürlich von mir für alle Hunde, die tolles Panorama und hundefreundliche Hütten mögen. 🐶❤️

Über den Windischkopf und mit Badespaß auf den Faulkogel

Und hier beginnt unser Abenteuer, denn für uns heißt es an diesem Tag nicht wieder zurück, sondern immer weiter. Ab hier sollten Hunde höchstens noch in Rucksäcken oder im Klettergeschirr unterwegs sein, die Strecke wird noch richtig fordernd und wenn der Bereich bis zum Windischkopf für deinen Vierbeinder schwierig ist, solltest du ab hier den Rückweg über die Franz-Fischer-Hütte anstreben. Das ist trotzdem wunderschön, versprochen!

Richtung den felsigen Windischkopf müssen wir gleich mal ins Klettergeschirr von Ruffwear wechseln. Abklettern in schmalen Kanälen haben wir zum Glück schon gut drauf und meistern den nur durch Steinmännchen gekennzeichneten Weg zum Windischkopf (2,609 m). Weiter zur Windischscharte (2.304 m) findet die kleine Maus sogar noch ein kleines Schneefeld und nutzt jeden Zentimeter am diesem doch recht heißen Herbsttag.

Abstieg vom Mosermandl zum Windischkopf
Richtung Windischkopf müssen alle trittsicher sein.
Abstieg Mosermandl
Abstieg vom Mosermandl Richtung Windischkopf: Für den normalen Vierbeiner ist hier Schluss. Kiki ist hier nur noch gesichert im Klettergeschirr unterwegs.

Willkommen in den Lungauer Dolomiten

Spätestens jetzt wissen wir, weshalb hier von den Lungauer Dolomiten gesprochen wird. Fels soweit das Auge reicht! Ab hier beginnt ein wenig die Wegsuche, denn ein Wegweiser zeigt uns den Aufstieg zum Faulkogel mit 1 3/4 Stunden nach links, ein anderer Richtungsweiser zeigt in einer andere Richtung mit 3 Stunden. Unser Track zeigt in felsiges Gelände ohne Markierungen. Wir entscheiden uns deshalb für die sichere Variante über den Neukarsee. Primär wollte Kiki kurz ins Wasser springen, deshalb die Routenwahl. 😉

Ab dem Neukarsee konnten wir dann schon den Gipfel des Faulkogels erkennen. Meist ist das unser Moment, wo wir mental zu kämpfen beginnen. Das Ziel vor Augen ist immer schwierig für uns. Besonders schwierig, weil ab hier die Tour nochmal richtig technisch fordernd wurde. Aber irgendwie musste die Tour ja den Titel „Ausflug in die Lungauer Dolomiten“ verdienen.

Baden im Lungau
Baden geht immer! Dafür ziehen wir sogar das Klettergeschirr extra aus und wieder an.
Faulkogel
Der Faulkogel. Wenn das Ziel so nah und der Weg so weit ist…

Die Kiki war bereits richtig für ihren Klettereinsatz gekleidet, denn ein steiler Kamin mit einem 60-70 m Seil, eine Querung und ganz viele Eisenhacken standen uns bevor. „Das tut uns nix!“, haben wir gedacht und sind über den Kletterabschnitt gekonnt drüberspaziert. Am Ende der Kletterpassage waren wir dann aber beide ganz schön außer Puste und hatten nach 20 Minuten alpinen Gehgelände auch echt genug Höhenmeter gesammelt für diesen Tag. Zum Glück war da noch ein Schluck frisches Wasser für die Kiki und eine laufwarme Schartner Bombe Dose für mich im Rucksack.

Eigentlich wollten wir uns unter dem Gipfelkreuz des Faulkogel hinsetzen, um unseren Gipfelbuch-Eintrag zu machen, da merken wir, dass das Gipfelbuch an der Erhebung vor dem Gipfel eine eigene Anbringung hat. Auch irgendwie witzig. Hier ist irgendwie alles ein bisschen anders.

Faulkogel Gipfel
Manche Gipfelmomente sind besonders. An diesen werden wir uns noch lange erinnern.
Aufstieg zum Faulkogel
Wenn’s im Kopf nicht mehr geht, hilft nur noch die Aussicht.

Woher der Faulkogel seinen Namen hat, das wissen wir wirklich nicht. Wir haben uns an dem Tag auf jeden Fall nichts zu Schulden kommen lassen und sind wieder über den Neukarsee und die Windischscharte runter zur Franz-Fischer-Hütte, die über den wunderschön gelegenen Zaunersee ragt. Naja, jetzt waren wir endlich da und hatten Hunger, aber es dämmerte zu dem Zeitpunkt schon ordentlich und unser Auto war dann doch noch einige Höhenmeter und Kilometer entfernt. So entschieden wir uns für den lockeren Trab runter und aus dem Riedingtal wieder raus.

Zaunersee unterhalb der Franz-Fischer-Hütte
Es dämmert, aber es ist schön. Am Zaunersee unterhalb der Franz-Fischer-Hütte entscheiden wir uns für den schnellen Abstieg und freuen uns auf eine baldige Rückkehr für ganz viel vegan-vegetarische Kost auf der Hütte.
die fleischlose Franz-Fischer-Hütte
Zu schön, um wahr zu sein: Die fleischlose Franz-Fischer-Hütte serviert nur vegan-vegetarische Speisen.

Nach 30 km mit 2.200 hm war dann klar: Die Angaben in der Tourenbeschreibung und der GPX-Track waren gut am Ziel vorbei und fernab der Realität. Wir nennen an der Stelle keine Namen von Plattformen oder Beiträgen, aber es ist einfach nicht cool fehlerhafte Daten auf Bergportale zu laden. Nicht nur, ist es gefährlich auch ist es einfach blöd, wenn man eine coole Tour nicht mit anderen teilen kann und deshalb absichtlich was Falsches postet. Sorry, einfach nur doof.

Am Ende des Tages fehlen uns die Worte. Es war ein besonderer Moment für Kiksi und mich, als wir realisiert haben, dass wir noch nie eine vergleichbare Tour zusammen gemacht haben. Es war fordernd und weit, was nur in Zusammenarbeit möglich war. Die kleine Maus hat wieder mal bewiesen, dass sie die coolste Socke weit und breit ist. Dass sie unzerstörbar ist (wie motiviert kann ein Hund überhaupt am Berg sein?). Dass sie mir blind vertraut. Dass wir uns vor 6 Jahren gesucht und gefunden haben. ❤️

Facts für 2- und 4-Beiner

Track: Wir hinterlassen hier ausnahmsweise keine Wegbeschreibung, weil das irgendwie doof war mit unseren GPS-Daten und wir wollen nicht denselben Mist an euch weitergeben. Falls wer an den Details der Tour interessiert ist, bitte schreibt uns einfach eine kurze Mail und wir schicken euch alle Daten.

Wasser: Bis zur Schliereralm gab’s immer super Wasser, nur die Gipfelanstiege gaben gar nichts her. Zwischendurch können sich die Fellnasen in den Seen, die gelegentlich entlang der Strecke zu finden sind, erfrischen. Die Wasserflasche und der Napf für den Hund sollten auf der Tour auf jeden Fall mit!

Kühe: Oh ja, die haben wir anfangs gar nicht erwähnt, aber es gab viele auf den Serpentinen im Wald. Die waren aber so friedlich und entspannt, dass wir selbst ganz überrascht waren. That’s it!

V, wie vegetarisch: So so toll! Die Franz-Fischer-Hütte hat sogar einen Podcast über ihre fleischlose Kost. Da könnten sich ganz viele andere Hütten mal eine Scheibe abschneiden und über den fleischbeladenen Tellerrand drüber rausschauen. Hört rein in Die fleischlose Hütte. Wir sind pro veggie Food auf den Hütten. Nach 35 Jahren Käsespätzle, Kaiserschmarrn und Co wollen wir mal was Neues. Die Franz-Fischer-Hütte macht in unseren Augen alles richtig. Wer sein Schnitzel sucht, das gibt’s beim Kirchenwirt im Dorf.

Anmerkung: Jedes Dorf in Österreich hat einen Kirchenwirt. Jeder Kirchenwirt in Österreich hat Schnitzel auf der Karte. #goforit

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