Die Strategie zur friedvollen Kiki-Rinder-Koexistenz: Geschichten von der heiligen Kuh am Berg

SPOILER ALERT: Der Beitrag dient nicht zur Unterhaltung und soll provozieren! Die nachfolgende Strategie funktioniert für uns, sie ist keine Garantie für andere Hunde. Für Schäden übernehmen wir keine Haftung!

Die Tirolerin, die vor der Kuh Angst hat. Ständig hängt sie am Berg ab, aber sie kann an keiner Kuh normal vorbeigehen. Allein die Glocken signalisieren Stress. Ja, das ist gefundenes Fressen für Spott. Aber wir laden alle ganz herzlich dazu ein mit der Kiki durch ein Weidegebiet zu spazieren. Bei Rindern, die nicht an Touristen gewöhnt sind. Oder Muttertiere mit Jungvieh. Und wir versprechen euch, da werden alle gerne mit einem Puls von 190 laufen…

Klar, wir lesen die Schilder mit der Aufschrift „Muttertiere mit Jungvieh. Betreten auf eigene Gefahr. Keine Haftung für Unfälle mit Personen- oder Sachschaden. Hunde müssen an der kurzen Leine geführt werden.“ Aber sagt mal ganz ehrlich, wie meinen die das eigentlich? Ist die neue Reihung jetzt Kuh vor Hund oder sogar Kuh vor Mensch? Wann wurden unsere Rinder zur heiligen Kuh ernannt?

Hunde dürfen nicht mal mehr in der Wiese auf's Klo gehen
Mit 3 Rufzeichen, damit es alle verstehen.
Meine Hund beschädigt dein Auto. Deine Schuld.
Selber schuld, wenn meine Kuh dein Auto beschädigt. Eh klar!

Es ist keine reine Kopfsache

Wir müssen zugeben, unser Wissen über Kühe ist nicht sonderlich breit. Viel breiter sind unsere negativen Erfahrungen und unangenehmen Erlebnisse mit den fleckigen Kollegen am Berg. Viele belächeln unsere Geschichten. Als wir zum Beispiel nach 3 Stunden auf 2000 m wieder mal umdrehen mussten, weil eine Kuhherde aggressive Anzeichen gegenüber dem Hund an der kurzen Leine gemacht hat. Oder als wir mit 6 weiteren Personen im Wettlauf vor der galoppierenden Kuhherde davon gesprintet sind. Alle sind sie gelaufen und das wieder mal mit der Kiki an der kurzen Leine. So what?

Wir kommen vom Land, wir sind tierlieb, wir sind naturfreundlich. Aber warum darf jedes Schaf, jede Ziege, jedes Pferd, jeder Esel und jede Kuh am Berg frei sein während der Hund an die kurze Leine muss? Wir verstehen auch, dass es Vierbeiner gibt, die die Tiere gerne mal jagen oder anbellen und sie dadurch aufschrecken. Fair enough, das geht nun wirklich nicht!!!

Wir sind aber nicht ganz sicher, ob nicht doch 95% der Hunde mehr Angst vor den tonnenschweren Rindern haben, als umgekehrt. Und die Medien sprechen eine klare Sprache, denn wir kennen auch keinen Artikel in dem auch nur ein Hund ein Rind attackiert hat. „Todesopfer nach Kuhattacke“ steht jeden Sommer mehrmals in den Tageszeitungen. Der Hund war an der zu kurzen Leine. Der Hund war an der zu langen Leine. Der Hund war nicht an der Leine. Der Hund war an der Leine. Ja, was ist denn nun richtig oder falsch? Recht kriegt am Ende des Prozesses auf jeden Fall der Bauer, weil…tja, warum eigentlich?

Es könnte so schön sein. Wenn wir uns alle in Ruhe ließen.

Die tut nix

Versprochen, wir haben alle Tipps aller Kuhexperten versucht. Von „die musst du nur mit einem Stock verjagen“ über „mach dich groß und geh auf sie zu“ bis „die sind nur neugierig und schauen„. Been there, done that! Folgende Situation: Wir stehen komplett allein an der kurzen Leine auf 2500 m, kein Handynetz, die nächste Hütte ist gut 1,5 Stunden entfernt. Dann schnauben 15 Kühe im Laufschritt auf uns zu, um „nur zu schauen“. Weil „die sind nur neugierig“. Klar, dann nehmen wir einen Stock und machen einen auf dicke Hose gegen 15 Tonnen geballte Rinderkraft. Links der Stock. Rechts die Leine. Danke dafür!

Da drehen wir lieber rechtzeitig um. So, wie das letzte Mal, als wir auf den Trattberg vom Seewaldsee aus wandern wollten. Vor dem letzten Anstieg quert man ein Weidegebiet, wo Muttertier mit Kalb hinter dem locker gebundenen Stacheldrahtzaun auf einen warten und zig Schilder auf die Gefahr im Gebiet hinweisen. Dann lieber keinen Gipfel an der Stelle. Manchmal sagt einem das Bauchgefühl wieweit man gehen kann und wo man es besser sein lässt. Für uns ist daher der Trattberg im Sommer komplett tabu. Wir gehen nach dem Almabtrieb oder gar erst im Winter wieder, aber uns bringt keiner über die vom Menschen (und wahrscheinlich dem ansässigen Bauern) geschaffene Absperrung, die wahrscheinlich aus gutem Grund errichtet wurde.

Die Strategie zur friedvollen Kiki-Rinder-Koexistenz

Fakt ist, wir brauchen was, das uns in diesen Momenten ein bisschen Sicherheit gibt. So haben wir die Strategie zur friedvollen Kiki-Rinder-Koexistenz entwickelt.

Für uns gibt es 3 Faustregeln bei jedem Treffen mit unseren gefleckten Freunden:

  1. Kein Augenkontakt: Es beruhigt uns, wenn wir nicht ins Gesicht der Kuh schauen. Die Kuh fühlt sich dadurch auch ignoriert.
  2. Kurze Leine: Unsere Theorie besagt, dass Rinder nicht genau unterscheiden können was sich am Weg befindet. Sprich, die Kuh sieht den Wanderer, vielleicht aber nicht den Hund der sich eng an den Beinen bewegt (vorausgesetzt der ist von der kleinen Sorte). Sollte doch Stress entstehen, den Hund sofort ableinen. Wir haben das Halsband immer recht locker sitzen, damit sich Kiki im Fall der Fälle selbst befreien kann.
  3. Minimal ausweichen: Basierend auf Punkt 2 sind wir der Meinung, dass frühzeitiges Ausweichen für zu viel Aufregung sorgt. Wir wollen die Kuh in ihrem Dasein nicht stören, deshalb wandern wir in der Regel nur knapp an ihr vorbei. Adrenalin pur!

Falls sich jetzt wer fragt: Was ist denn mit den Drohgebärden der Kuh? Die gibt ja eh Anzeichen, wenn es ihr nicht taugt. Hand auf’s Herz, wir warten nicht bis die Kuh schnauben und mit den Hufen zu scharren beginnt. Wir wollen die Sicherheit vorher, damit wir gar nicht in diese Situation kommen. Denn eines was wir auch gelernt haben, ist, eine Kuh kommt selten allein! Startet eine, machen alle mit. 😵🐮

Die tun nix. Die sind nur neugierig. Aha!

Warum gibt’s keine Faustregel für ein friedvolles Aufeinandertreffen zwischen Hund und Rind? Warum haben wir keine besseren Tipps? Uns ist bewusst, dass die Gefahr durch Kühe in den Bergen total unterschätzt wird, deshalb schaffen wir durch diesen und noch weiteren Beiträgen mehr Aufmerksamkeit. Wir schaffen ein Bewusstsein und hoffen auf Besserung und Verständnis seitens jener, die die Schilder aufstellen und jegliche Schuld von sich weisen. Vielleicht schaffen wir es, dass nicht das schwächste Glied in der Kette die komplette Verantwortung trägt.

Der Jogger, der vom Bären tödlich verletzt wurde, war auch nicht selbst schuld, obwohl er sich nicht adäquat im Gebiet mit Bären verhalten hat. Stattdessen gibt man das Tier zum Abschuss frei (nachzulesen in der Tagesschau). Entschuldigung, wie meinen???

Was uns noch so alles am Berg passiert ist, warum uns mit Anzeigen gedroht wird und wo Hüttenwirte keine Hundebesitzer bewirten, das lest ihr im „Hunde verboten“-Blog-Beitrag.

Hinterlasse uns doch gerne deine Meinung, deine Erfahrungen und deine Tipps mit Weidevieh in den Bergen. Woof 🐾 wir freuen uns über deinen Kommentar!

P.S.: Wir wollen natürlich nicht alle Kühe dieser Welt über einen Kamm scheren. Wir hatten auch viele entspannte Begegnungen und bisher ist außer dem psychologischen Schaden (seit 20 Jahren), eh nichts passiert!

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