Der Wecker läutet an diesem Samstag besonders früh, denn als wir das letzte Mal beim Abstieg über das Multereck in der sommerlichen Mittagshitze brutzelten haben wir uns geschworen, das passiert uns nicht nochmal. Wär da nicht die Anreise ins Ennstal. Und Samstag in den Sommerferien. Einige Kilometer Autobahnstau und 1,5 Stunden Autofahrt später kommen wir um 8:00 Uhr am Wanderparkplatz in Niederstuttern an. Das Willkommensschild freut uns besonders, allerdings müssen wir uns im Feld gegenüber, auf der anderen Seite der Bundesstraße hinter den Gleisen parken. Wir sind halt leider schon wieder spät dran und die 20 Parkplätze sind schon längst alle von den Frühaufstehern eingenommen.

Kein Problem, denn wir steigen im sportlichen Schritt bis zur Grimminghütte auf, um ein paar Minuten wett zu machen. Noch ist es schattig, aber nicht mehr wirklich kühl. Vom letzten Mal wissen wir auch, dass es nur eine einzige Wasserquelle auf der knapp 12 km langen Strecke gibt, und die liegt im unteren Drittel. Macht auch nichts, denn wir haben für 2- und 4-Beiner die doppelte Menge an Wasser dabei. Wir sind also doch ganz gut im Plan.

Ab der Grimminghütte geht’s nochmal für ein paar Höhenmeter durch Wald und Sträucher, aber schon bald ist man der Sonne ausgesetzt. Bald ist auch der Untergrund nur mehr Schotter und Fels. Erste leichte Passagen mit Seil und Eisentritten hilft beim Zustieg zum Schotterfeld, wo sich unsere Aufstiegsroute und unsere Abstiegsroute treffen oder in diesem Fall eher trennen. Für den Aufstieg haben wir uns für den Süd-Ost-Grat entschieden, runter geht’s über das Multereck. Ab dieser Weggabelung sind beide Wege zum Gipfel sicherlich anspruchsvoll (in beide Richtungen).

Der Grimming kann von so ziemlich allen Himmelsrichtungen über die unterschiedlichsten Routen erklommen werden, man ist hier selten allein. Das ist auch gut so, denn auf unserem Weg treffen wir die interessantesten Wanderkonstellationen und verstehen immer mehr, warum die Zahl der Rettungseinsätze so rasant steigt. Von Krämpfen, die das Weitergehen unmöglich machen, über Zurücklassen von Kollegen, die schlecht ausgerüstet sind. Witzig ist aber, dass jeder die Kraft und Energie hat, die kleine Kiksi zu kommentieren.

Um zum Einstieg des Süd-Ost-Grats zu gelangen steigen wir erst über ein recht langes, steiles und zum Großteil abgerutschtes Schotterfeld. Gut, dass wir unsere Stöcke dabei haben. Ohne die kleine Stütze wäre der Abschnitt sicherlich nur auf allen 4en machbar. Die Kiki springt natürlich mit einer Leichtigkeit über Schotter und Fels. Irgendwie hatten wir den Abschnitt wesentlich länger in Erinnerung, als wir plötzlich schon am Einstieg zum ersten Steilstück des Grats stehen. Schön, jetzt kommt der coole Teil der Tour!

Wir möchten darauf hinweisen, dass sich der Aufstieg über den SO-Grat wirklich und ausschließlich nur mit Hunden eignet, die absolut sicher im steilen und felsigen Gelänge unterwegs sind. Kiki geht den gesamten Grat nur im Ruffwear Klettergeschirr und ist dabei zusätzlich durch die Leine gesichert. Es stellt sich schnell heraus, dass Kiki seit unserem letzten Besuch am Hohen Grimming vor 2 Jahren wirklich viel dazugelernt hat und noch fitter geworden ist. Warum? Passagen, die sie damals mit etwas Hilfe geschafft hat, meistert sie an diesem Tag ohne jegliche zusätzliche Stütze. Bei der Kiki ist es oft so, dass sie Superkräfte und ein enormes Selbstvertrauen kriegt, wenn sie im Klettergeschirr unterwegs ist. Zusätzlich sind manche Abschnitte für sie leichter, als für uns Menschen. Sie spaziert dann einfach abseits des markierten Weges auf der von ihr favorisierten Strecke. Manche Abschnitte sind aber mit ihren kurzen Beinchen sicherlich wesentlich schwieriger, als für uns Menschen. Und dann reicht oft ein helfender Zug am Geschirr, motivierende Worte oder vorausgehen. Um auf den Hohen Grimming zu kommen gibt es über den SO-Grat aber trotzdem 2-3 Stellen, die kein Hund dieser Welt schaffen kann. Es sind Kletterstellen im II.-III. Schwierigkeitsgrat, die nur mit Geschirr oder Rucksack zu meistern sind. Weil die Kiki gerne klettert und wir keinen Stress brauchen, probieren wir bei so schwierigen Stellen erst gar nicht groß rum, sondern es wird gleich die beste Option zum Raufheben gewählt. Auch sei erwähnt, dass der Süd-Ost-Grad für wahre Fans der leicht alpinen Kraxelei ist. Es gibt entlang des Grats keine Seile oder Eisentritte, man ist auf sich selbst gestellt.

Die wohlverdienten Leckerlis und ein ordentliches Schüsserl Wasser ergänzen die atemberaubende Aussicht nach knapp 3 Stunden Aufstieg auf 2351 m. Es ist echt viel los am Gipfel und wir begeben uns nach der Stärkung in Richtung Multereck. Es wirkt wie in einer anderen Welt, denn nach ausschließlich Fels und Klettern ist dieser Übergang mit grüner Wiese eine angenehme Abwechslung. Wie schon zu Beginn erwähnt ist der Zu-/Abstieg am Weg 681 über das Multereck nicht wenig fordernd und so finden wir uns bald wieder im Feld mit Seilen und einigen Eisenstangen. Genau das ist der Unterschied zum SO-Grat, der komplett frei von Hilfsmitteln ist. Was uns wundert ist, dass bei der Weggabelung im Aufstieg nur beim SO-Grat der Hinweis „nur für Geübte“ und beim Weg 681 nichts geschrieben steht. Das nur als recht wichtige Anmerkung.

Einige Höhenmeter im Abstieg später merken wir, wie sich die Mittagshitze in den Latschen speichert. Nicht mehr weit bis zur Quelle, die an diesem Tag leider schon von einem anderen Hund heimgesucht wurde und Kiki aus Angst leider nicht das erfrischende Bad nehmen kann. Nicht weiter schlimm, denn ab der Quelle geht’s bald wieder in den Wald und kühlen Schatten zurück zur Grimminghütte, weiter zurück zum Parkplatz. Bitte gut merken, es gibt nur diese eine kleine Hütte und nur diese eine kleine Wasserquelle entlang der gesamten Strecke.

Ein besonderes Erlebnis für die kleine Klettermaus und mich, denn unsere Zusammenarbeit am Berg läuft tatsächlich mal besser mal schlechter, aber an diesem Tag wirklich einwandfrei. Das hat sie echt gerockt! So entspannt und sicher habe ich sie selten erlebt und gebe ihr zur Belohnung vor der Rückreise noch eine extra Portion Leckerlis und eine extra Streichel- und Krauleinheit (am Popo und Bauch, da mag sie’s am liebsten).

Würdet ihr die Tour auch gerne mal auf vier Pfoten planen? Wir stehen gerne für Rat und Tat bei eurer Bergtourenplanung zur Seite. Viel Erfolg beim Planen! 🐾

Facts für 2- und 4-Beiner

Eigenverantwortung: Egal für welche Route man sich entscheidet, zu welcher Uhrzeit man losgeht und welches Equipment man wählt. Der Hohe Grimming ist nicht zu unterschätzen und man sollte konditionell fit sein, bevor man sich in das alpine Gelände begibt. Unsicherheit am Süd-Ost-Grat kann auch andere Wanderer gefährden und in unangenehme Situationen bringen. Wir können mittlerweile einschätzen, wie weit wir auf 2 und auf 4 Beinen kommen und wo unsere Grenzen liegen. Und ich sag’s euch, wir mussten schon richtig oft umdrehen! Da fällt uns kein Zacken aus der Krone. Noch öfter mache ich eine Tour erst zur Probe ohne der Kiki, um zu sehen ob sie beim nächsten Mal dabei sein kann.

Tourenplanung: Der Hohe Grimming lädt zu Überschreitungen und Überquerungen ein. Wir sind jetzt 2x über den Süd-Ost-Grat rauf und über das Multereck wieder runter. Nächstes Mal wollen wir über Bad Mitterndorf, also über die Nordseite absteigen. Da muss man dann nur irgendwie wieder zurück zum Parkplatz in Niederstuttern auf der anderen Seite vom Grimming kommen. 😄