Jede Wanderung mit Hund ist ein kleines Abenteuer. Dazu gehört, dass jeder Ausflug in die Berge doppelt so gut geplant gehört. Man trägt Verantwortung für sich und den Vierbeiner. Ist die Wanderung zu fordernd, kann es schnell zu unangenehmen Situationen kommen. Vor allem sollte aber bei der Tourenplanung die Fitness des Hundes im Vordergrund stehen. Sonst wird das Wandern mit Hund schnell zum Apltraum für Herrchen, Frauchen und Vierbeiner. Falscher Ehrgeiz ist hier fehl am Platz!
Tipps für die Vorbereitung für Mensch & Tier
Wir haben euch unsere Tipps für euren nächsten Ausflug mit Hund in den Bergen zusammengefasst und mit unseren Erfahrungswerten ergänzt. Damit es für Mensch und Tier ein tolles Erlebnis wird gibt es ein paar Dinge zu beachten. Worauf es ankommt, lest ihr hier.
Wie fit muss ein Hund sein?
Irgendwann muss jeder mal anfangen und am besten fängt man immer klein an. Wenn du gerne in den Bergen unterwegs bist, aber noch nie deinen 4-Beinigen dabei hattest, dann solltest du nicht gleich mit ihm eine Tagestour starten. Auch wenn du das packst, dein Hund leider nicht. Und auch wenn du ausgiebige Spaziergänge und regelmäßig mit ihm Joggen gehst, am Berg herrschen andere Gesetze.
Daher erst mal in steilen Waldstücke oder auf Almen und Weiden trainieren. Denn ein Hund ist nicht von Natur aus sicher am schroffen Fels unterwegs und kann schnell in Stresssituationen geraten. Jeder Berg ist eine Herausforderung für die Pfoten und Krallen, die sich erst mal an die neue Umgebung gewöhnen müssen. Wenn ihr wirklich hoch hinaus wollt, braucht ihr schon ein paar Jahre Zeit.
Hinzu kommt, nicht alle Hunderassen sind für Wanderungen gemacht. Kiki ist ein Terrier-Mischling und hat viel Energie und die passende Größe, daher ist sie der ideale Begleiter auf langen Bergtouren. Auch Jagdhunde und Hirthunde, die besonders zum Hüten geeignet sind, können Wanderungen gut meistern. Wichtig ist nicht zu vergessen, dass kein Hund geboren wird, um von klein auf Bergtouren zu machen. Es ist ein gemeinsamer Prozess und man muss schauen, ob es dem Tier auch Spaß macht.
Wenn nur 50% des Teams am Bergerfolg arbeiten, dann wirst du wohl in Zukunft deine Wanderung allein machen müssen. Deshalb versuche die Bedürfnisse deines Hundes ins Training zu integrieren. Wandern mit Hund bedeutet auch viel Vorarbeit im Tal zu absolvieren.
Wandern mit Hund braucht entsprechende Motivation
Für den einen Hund ist es ab der 1. Wanderung spannend: Neue Eindrücke aus der Umgebung, Fährten und Spuren bisher unbekannter Tiere und endlich ausreichend Auslauf in der freien Natur. Für andere ist es eher eine Überwindung und man muss die passende Motivation finden. Das können viele Dinge sein, wie z.B. Leckerlis, Spielzeug oder andere Spielgefährten. Das gilt es rauszufinden und darauf zu achten, es immer einzupacken sonst verliert dein Hund irgendwann die Freude am Wandern.
Mit der richtigen Motivation und den oben genannten Voraussetzungen kann euer Bergtraining so weit gehen, dass ihr gemeinsam Mehrtagestouren meistern könnt. Dabei ist nicht zu vergessen, dass der freilaufende Vierbeiner gerne die doppelte Strecke rennt, daher muss die Fitness zu dem Zeitpunkt auf ihrem Höhepunkt sein. Wenn wir das machen, dann kommen wir schon auf 20-30km Wanderung am Tag und das über mehrer Tage hinweg. Spätestens nach 2-3 Tagen gibt es immer einen oder mehrere Ruhetag für die kleine Maus.
Mit der Kiki bin ich in kleinen Schritten erst in hügelige Landschaften gewandert. Erst Touren mit einer halben Stunde Anstieg im leichten Gelände, wie z.B. Forststraßen oder Almwege. Danach wurden die Touren länger und wir haben darauf geachtet, dass wir Wege mit kurzen felsigen Passagen einbauen. Immer nur so lang und so schwer, dass sie es immer gut und sicher gepackt hat. Irgendwann haben wir dann Klettergeschirr im leichten Gelände angelegt und regelmäßiges Hochheben geübt, damit sie sich darin wohl fühlt und keine Unsicherheit damit verbindet. So haben wir es geschafft, dass sie das Klettergeschirr gerne trägt und ich sie jederzeit damit sichern oder über Felsen tragen kann.
Wandern mit Hund: Klare Kommunikation zwischen Mensch und Hund
Grundvoraussetzung für jede Bergtour ist: Dein Hund muss dir in allen Lebenslagen zu 100% vertrauen! Wenn es hier und da mal anders ist, dann ist das schon der erste Ansatz für euer Training bevor ihr euch an eine Wanderung wagt. Denn was im Tal nicht funktioniert, kann am Berg richtig ins Auge gehen!
Vertrauen entsteht auch ganz stark über die Kommunikation zum Hund. Es ist keine Selbstverständlichkeit, dass dir dein Hund von Anfang an sein Vertrauen schenkt, aber du kannst es dir erarbeiten. Kommunikation ist das A und O im gemeinsamen Training. Denn anhand deiner Stimmlage kann dein Hund feststellen, ob er das nächste Felsstück überwinden kann oder ob er besser zu dir zurückkommt und ihr euch einen anderen Weg sucht. Gewöhnt euch klare Kommandos in eindeutigen Stimmlagen für eure Bergtouren an, damit schnell klar wird was Sache ist. In schwierigen Situationen muss der Hund Sicherheit verspüren und sofort verstehen, was zu tun ist.
Wandern mit Hund bedeutet gemeinsam zum Gipfel, gemeinsam nach Hause, gemeinsam alles bewältigen.
Bei der Kiki ist es so, in schwierigen Situationen helfen z.B. beruhigende positive Worte in tiefer Stimmlage und wichtig ist für sie, dass ich solange auf sie einrede, bis wir über die kritische Stelle gekraxelt sind. Danach gibt’s Streicheleinheiten mit lobenden Worten in hoher Stimmlage. Ich steuere über meine Stimme die Motivation und Stimmung von der Kiki. Nur so kann sie verstehen, dass das was sie gemacht hat auch gut war. Sie kann nur verstehen, dass ihre Klettereinheiten gut sind, wenn ich sie regelmäßig dafür lobe. So bleibt sie natürlich selbst bei langen und schwierigen Kletterpassagen bei Laune, denn jeder liebt es gelobt zu werden.
Wandern mit Hund, aber ohne dem richtigen Futter und Equipment geht das nicht oder doch?
Es ist ein bisschen, wie beim Menschen. Es gibt Industrien mit gutem Marketing und irgendwann im Wandel der Zeit hat sich der Mensch zu einem Individuum entwickelt, das nur noch mit dem besten Sport-Equiment auf den Berg geht. Und diese Industrien boomen. Ähnlich ist es beim Tierfachbedarf.
Früher gab es Hundefutter und Katzenfutter. Der Haustierbesitzer hatte die Wahl zwischen Trockenfutter und nassem Dosenfutter. Auch hier gab es kommerziellen Bedarf und heute finden wir uns in Großmärkten, die 26 verschiedene Sorten Trockenfutter mit Getreide, ohne Getreide, vegan, vegetarisch, mit extra Eisen, ohne Zusatzstoffe und mit Straußenfleisch bereichert sind. Die stehen im Regal direkt neben dem Dosenfutter für Welpen, Juniors, Seniors, normale Hunde, übergewichtige Hunde, Hund mit sensitivem Magen, Hunde mit viel Begewung und und und. Und dahinter gibt’s eine Tiefkühltruhe mit Fleisch zum Barfen. Daneben kann man sich dann in 3 weiteren Gängen diverse Leckerlis für seinen treuen Vierbeinigen Begleiter aussuchen.
Cool, aber muss das sein? Und wer braucht oder kauft das alles? Wen das interessiert, hört doch mal rein in den OMR Podcast mit Torsten Toeller & Johannes Steegmann über die Erfolgsgeschichte der Firma Fressnapf.
Wir lieben die große Auswahl, da geht einem das Hundehalterherz beim Eintreten in den Fachmarkt auf. Wir sind da wahrscheinlich altmodisch und konservativ und gehen nach dem, was am praktischsten und besten für uns ist.
Hör auf den Bauch deines Hundes
Futter ist bei unseren langen Bergtouren einfach so wichtig, deshalb muss das sättigend, aber gesund sein. Jeder Produzent will mit den Produkten Geld verdienen. Bei Hundefutter sind das die teuern Inhaltsstoffe, also Fleisch, wo gespart wird. Deshalb kann in Trocken- oder Nassfutter gar NIE die gleiche Qualität sein, wie im Fleisch das ich beim Metzger kaufe. Deshalb kochen wir selbst. Das Fleisch mixen wir immer mit Kohlehydrate, meist Reis, und Gemüse mit Kräutern und Öl. Die Kiki liebt es und frisst brav und gern.
Wenn wir aber mal mehrere Tage am Stück unterwegs sind und das gekochte Futter nicht kühlen können, ja dann gibt’s eben mal ein Würsterl auf der Hütte. Oder einen Tag lang Trockenfutter. Die Kiki liebt es trotzdem und kriegt die Energie, die sie braucht. Wir machen keine Wissenschaft daraus. Wandern mit Hund soll für Mensch und Tier Spaß bedeuten.
Worauf du allerdings nie vergessen solltest ist die Verpflegung deines Vierbeiners während der Wanderung. Ausreichend frisches Wasser, Leckerlis und ein paar Flocken Trockenfutter sind einfach Grundausstattung für jede Tour. Man weiß nie was kommt oder passiert. Selbst, wenn ihr die Tour schon x Mal gemeinsam gemacht habt, es kann immer anders kommen.
Wie viel Equipment braucht ein Hund beim Wandern
Und dann gibt’s das Equipment. Wir nennen es so, weil für uns Halsbänder und Leinen die gleiche Funktion haben wie ein Klettergeschirr und Laufgurte. Halsbänder, die braucht jeder Hundehalter, die gibt’s in 100-facher Ausführung in den Regalen der Fachmärkte. Meist nicht sonderlich schön, aber günstig sind die. Die schönen Halsbänder, die muss man unter den 10000 Kleinunternehmen raussuchen. Viele Einzelunternehmer verkaufen die online, weil die Konkurrenz einfach zu groß ist um je in den Fachmarkt reinzukommen. Der Markt ist mehr, als übersättigt und eigentlich weiß man gar nicht mehr wofür man das 7. Halsband und die 9. Leine kauft. Geht uns genauso.
Brauchen wir aber mal einen neuen Hunderucksack oder ein Klettergeschirr für die Kiki, dann können wir mal mehrere Tage Recherche und Suche einplanen. Die gibt es in Europa nämlich so gut, wie gar nicht und man muss sie online aus Übersee bestellen. Die Qualität ist sehr gut, das Angebot in Österreich ist mau.
Für eine ordentliche Bergtour können wir aber nicht auf ein sicheres Hunde-Klettergeschirr von Ruffwear verzichten. Und ich möchte meine Hände im Fels frei haben und die Kiki sicher am Hüftgurt angeleint wissen. Deshalb auch hier, ohne den Lauf- und Wandergurt von Non-stop dogwear begeben wir uns nicht in felsiges Gelände. Weil das, das wir wirklich brauchen, das ist super schwierig zu kriegen. Wir können es nicht testen oder mal anprobieren, was ja auch super essenziell für die Sicherheit des Hundes ist. Das, was wir nicht brauchen, damit werden wir überschüttet und das Marketing der Konzerne redet uns ein, dass wir es am Ende doch brauchen. Irgendwie schade…
Nachwort zum Equipment
An der Stelle wollen wir noch anmerken, dass für uns nie Hundeschuhe o.Ä. in Frage kamen. Weder im Sommer, noch im Winter. Die Kiki wurde von Anfang an sukzessive an das Berggehen gewohnt und so haben sich auch ihr Körper, ihre Muskeln und eben ihre Pfoten an schroffe Untergründe und Schnee gewöhnt. Wir hatten noch nie Probleme mit Wunden an den Pfoten. Und wenn wir sagen nie, dann meinen wir das so und reden uns das nicht ein. Dass jeder Hund unterschiedlich ist und andere Voraussetzungen mitbringt ist natürlich in der Hinsicht zu beachten.
Wir haben eine ähnliche Meinung von Hundebekleidung, die in unseren Augen außer einer kommerziellen Nutzen nicht viel mit sich bringt. Auch hier sei angemerkt, dass es bestimmt Hunde gibt, die im Winter oder bei Regen frieren, aber wir würden an der Stelle nicht unterschreiben, dass ein Hundemantel die Lösung des Problems ist.
Hat euch der Beitrag „Wandern mit Hund“ geholfen? Wenn ihr euch mehr Tipps oder Erfahrungswerte wünscht, bitte hinterlass es uns in den Kommentaren.
Woof & danke,
eure Hundewanderin 🐾