Weitwandern mit Hund: 2 Tage durch den Nationalpark Berchtesgaden

Weitwandern mit Hund im Nationalpark Berchtesgaden ist ein besonderes Erlebnis, denn hier ist alles dabei: Traumhafte Seen, gemütliche Querungen, steile Schotterfelder und felsige Passagen in leichter Kletterei. Deshalb ist Kiki’s Kletterequipment, ihr Schlafsack, das Futter für einen Tag, eine Dose Hundefutter für den 2. Tag und jede Menge Wasser sicher in meinem Rucksack verstaut. Wir wollen nämlich den Nationalpark Berchtesgaden genau unter die Lupe nehmen und auf einer Hütte übernachten.

Ja, richtig gehört. Wir wollen auf einer Hütte übernachten und ja, da besteht immer eine 50:50 Chance, dass wir überhaupt einen Schlafplatz mit Hund kriegen. Wir haben schon öfter versucht eine Mehrtagestour in den Berchtesgadener Alpen zu machen und kennen daher schon die Plätze, die halbwegs hundefreundlich sind. Für diesen Ausflug kommt es aber komplett anders, als gedacht, denn das Carl-von-Stahl-Haus duldet nicht nur Hunde, sondern sie bieten selbst bei last-minute Aktionen wie dieser hier ein eigenes Kammerl an.

Das Heli-Kammerl am Stahlhaus

Der Hüttenwirt sagt uns am Tag vor der Ankunft am Telefon nämlich gleich das Heli-Kammerl zu und so kann unser Abenteuer im benachbarten Bayern losgehen. So nett, aber irgendwie ist man da schon ein bisserl misstrauisch, wenn eine kurzfristige Buchung mit Hund in der Hauptsaison so unkompliziert von statten geht. Unsere Sorgen sollen aber komplett unbegründet bleiben!

Um 7 stehen wir am Park & Ride-Parkplatz am Gollinger Bahnhof und spazieren über das Bluntautal und den Gasthof Bärenwirt, weiter in steilen Serpentinen zur Unteren und Oberen Jochalm rauf Richtung Torrener Joch zum Carl-von-Stahl-Haus (1736m).

Ausblick vom Carl-von-Stahl-Haus
Der Blick vom Stahlhaus. Da unten liegt irgendwo das Bluntautal.

Der Anstieg ist im Juli selbst um die Uhrzeit nicht ganz ohne. Zum Glück hat die Kiki schon die Bluntauseen und sämtliche Gewässer rundherum für kühlende Bäder in Anspruch genommen. Die ersten gut tausend Höhenmeter führen steil durch den Wald und später über Serpentinen in Weiden an Kühen vorbei zum Stahlhaus. Dort gibt’s eine erste Kaffee- und Wasserpause, um zu sehen ob das mit dem Heli-Zimmer auch ernst gemeint war. Ja, war es und alle wissen Bescheid. Wir dürfen sogar schon unsere Rucksäcke abladen und den Kaffee in der am Morgen schon starken Sonne auf der Terrasse genießen.

Unsere nächste Etappe führt nämlich weiter über das Hohe Brett (2341 m) zum Hohen Göll (2522 m). Von der Seite haben wir es bisher mal bis zum Hohen Brett geschafft, aber bis zum Göll ist es dann doch noch ein ordentliches Stück.

Hohes Brett
Am Hohen Brett mit dem Hohen Göll hinter uns. Sieht nicht nur weit weg aus, ist er auch noch.
Bussi am Hohen Brett
Zeit zum Schmusen haben wir immer.

Der Abschnitt zwischen Hohem Brett und Göll ist mit viel Schotter, und einer kurzen Kletterei aber echt ganz cool zum Gehen und dadurch, dass man erst das Hohe Brett als Zwischenziel und schließlich den Hohen Göll als Tagesziel erreicht ist es auch recht kurzweilig.

Hoher Göll
Der Hohe Göll mal über das Hohe Brett. Richtig schöner Zustieg, aber nicht weniger anstrengend, als von den anderen Seiten.
Hoher Göll
Immer das Ziel vor Augen mit den Pfoten im Schnee.

Dachten wir, doch es ist 17 Uhr bis wir über denselben Weg wieder am Stahlhaus ankommen und nach einem kleinen Bier ist es auch schon Zeit zum Abendessen. Die Dusche sparen wir uns, denn es gibt an diesem Tag kein fließend Wasser. Dabei sind wir gar nicht so abseits der Zivilisation mit dem Jenner ums Eck und Golling quasi hinter uns. Aber egal, am nächsten Tag wird ja wieder geschwitzt und spätestens nach 30 Minuten schaut man wieder gleich aus, wie vor der Dusche.

Gut auch, dass wir genügend Wasser und Proviant für die Kiki-Maus dabei haben. Am Abend gibt’s für sie noch das selbst gekochte Futter. Das ist mir nämlich prinzipiell lieber an so langen Tagen, aber für den nächsten Tag wäre das bei den Temperaturen auf keinen Fall mehr gegangen, deshalb hab ich für das Frühstück eine Dose Hundefutter dabei. Als Dessert gibt’s an dem Tag sogar ein bisschen Kaiserschmarrn, den wir ganz geschwisterlich am Abendessen teilen. Eine richtig gute Küche im Stahlhaus, finden wir beide! 😉

Im Heli-Kammerl ist’s in der Nacht nur mindestens genauso laut, wie im Lager. Durch eine Spanplatte ist das Kammerl nämlich vom Schlaflager getrennt. So können 2 Personen mit Hund getrennt von den anderen Gästen nächtigen. Richtig cool, weil wir sogar unser eigenes Fenster haben. Wir breiten unsere Schlafsäcke aus, nach 2 Minuten liegt die Kiki aber sowieso daneben weil es viel zu heiß ist. Die Nacht ist kurz, weil die Kollegen im Lager schon lange vor unserem Wecker um 6 Uhr lautstark quatschen.

Auch egal, wir müssen eh früh los und haben so noch Zeit für ein Frühstück auf der Sonnenterrasse. Um 7:15 Uhr sind wir dann auch fast schon spät dran, als wir uns Richtung Schneibstein machen. Irgendwie sind die Füße nach der gestrigen Tour mit 24 km und 2400 hm doch noch schwer und der zügige Aufstieg zum Schneibstein (2276 m) wird gleich mal zur ersten Challenge des Tages. Am Gipfel angekommen versuchen wir unser Tagesziel auszumachen, aber bei dem Panorama können wir uns gar nicht entscheiden welchen Gipfel wir lieber erklimmen würden.

Schneibstein
Erster Gipfel an Tag 2: Der Schneibstein.
Schneibstein Panorama
Was für ein Panorama vom Schneibstein. Und ja, die Kiki ist eher auf das Leckerli in meiner Hand fokussiert…

Was wir in dem Moment noch nicht wissen, ist, dass es noch richtig weit ist bis zu unserem Gipfelglück. Wir wollen nämlich auf das Große Teufelshorn, das hinter dem Obersee in die Höhe ragt. Damit wir da hinkommen müssen wir erst mal gaaanz lange bis zur Wasseralm rüberqueren. Irgendwie dachten wir, dass das der leichteste Teil der Etappe wird, aber mit abgerutschten Geröllfeldern im Abstieg ist mit uns einfach nicht gut Kirschen essen. Dann lieber bergauf. Auch das ist in dem Abschnitt vertreten.

Eine 11 km lange Nationalpark Berchtesgaden-Idylle

Vom Gipfel des Schneibstein bis zur Wasseralm sind es satte 11 km. Mal rauf, mal runter und wir merken schnell, dass es zeitlich alles ganz schön knapp werden könnte. Der Genuss der Querung bis zur Wasseralm minimiert sich, auch wenn gewisse Abschnitte wirklich schön sind, aber zu empfehlen ist die Strecke echt nicht!

Endlich in der Mittagshitze an der Wasseralm angekommen überlegen wir hier nochmal zu nächtigen, doch die Hüttenwirtinnen schauen nur grantig aus der Küche und verneinen unsere Anfrage. Auch unsere Soda-Zitron Anfrage wird erst verneint. Kurz darauf stellt sich raus, dass Soda und Zitrone eh im Haus sind und es doch möglich ist. Komische Stimmung irgendwie. Weit und breit ist da nichts, nicht mal Handyempfang und dann kommt wieder dieser grantige Unterton wenn man 2 Fragen stellt. Ist auch echt ausgefallen zu fragen, ob man mit Hund übernachten darf und danach sogar noch ein Soda-Zitron bestellt. #nowords

Es fällt uns also nicht schwer nach einer kurzen Pause an der Wasseralm weiterzugehen und den Zustieg auf das imposante Teufelshorn zu starten. Noch eine erfrischende Badepause im Gewässer rund um der namensgebenden Alm und Kiki ist wieder motiviert.

Das Teufelshorn ist gar nicht so teuflisch

Fast ein bisschen, wie im Urwald ist die Vegetation hinter der Wasseralm am Fuße des Großen Teufelshorn. Natürlich auch recht nass, was bei den sommerlichen Temperaturen nur angenehm ist. Das Große Teufelshorn ist aufgrund seiner Lage kein beliebtes Wanderziel. Um nämlich dorthin zu kommen muss man entweder mit dem Schiff über den Königssee und dann über den Obersee und Wasseralm zusteigen. Um wieder zurückzukommen muss man dann aber mit dem letzten Schiff, das um kurz nach 17:40 Uhr ablegt, wieder den Königssee überqueren.

Gut für uns, denn außer uns ist niemand auf der Strecke unterwegs. Bald wird es felsig und leichte Kletterstellen mit Wasserrillen im Fels machen das ganze auch für die Kiki anspruchsvoll. Nach den gröbsten Klettereien sind wir wieder auf felsigem Wiesengelände, das steil zum Gipfel führt. Was für ein Panorama! Selten so einen Rundumblick genossen, wie von hier aus. Wir sind auch auf 2363 m und können alle Gebirgsketten, die uns so einfallen, im sommerlichen Licht bewundern.

Großes Teufelshorn
Lang ersehnter Gipfel: Das Große Teufelshorn. Der lange Zustieg vom Schneibstein über die Wasseralm hat sich am Ende gelohnt.
Königssee
Endloses Panorama über 2 Tage.

Leider leider haben auch wir das Thema, dass wir ja nicht auf der Wasseralm gewünscht sind und das letzte Schiff erreichen müssen. Deshalb geht’s im Laufschritt denselben Weg runter zur Wasseralm, wo wir nochmal um ein Soda-Zitron und ein Holler-Soda bitten und ein Sprite und Cola erhalten. Wir sagen dazu gar nichts, die Damen hinter dem Thresen wirken wie Aussteiger, die am liebsten ihre Ruhe haben und deshalb weder Menschen noch Hunde mögen. Gut, die Wasseralm war vorher auch schon für uns gestorben, jetzt doppelt…

Die letzte Königssee-Schifffahrt

Die letzte Überfahrt sollte man tatsächlich nicht verpassen. Es ist so, die „letzte Überfahrt“ ist in dem Fall immer relativ, denn man kann immer noch eine „Notfahrt“ für mehrere Hundert Euro buchen, das geht immer. 😂 Ich konnte es auch lange nicht glauben, dass die letzte Fahrt um 17:40 Uhr in der Hauptsaison im Hochsommer ist, aber ihr könnt euch gerne ein Bild vom Königssee Schifffahrplan und den entsprechenden Preisen machen.

In unserem Fall müssen wir in der Nachmittagssonne, die auf unseren Abstiegsweg in der Röthwand fällt, zum Obersee absteigen. Auf diesem Weg kommen uns alle Gästegruppen entgegen: Kinder, die von Eltern in der Hitze hochgeschleppt werden, Pensionisten mit schlechten Schuhen, Tagesausflügler in Sandalen. OK, wir sind dem Königssee schon sehr nahe, aber das ist schon immer wieder ein Kapitel für sich. Daher wundert es uns auch gar nicht, dass ein Hubschraubereinsatz direkt über uns stattfindet.

Im Laufschritt holt uns am Obersee ein asiatischer Tourist mit der Frage „What time is the last boat?“ ein. Tja, uns bleiben noch 20 Minuten. Wir rennen parallel die letzten Kilometer mit ein paar versteckten Höhenmetern in einer traumhaften Kulisse vor bis zum Königssee zur Anlegestelle Salet, wo wir die Tickets für die letzte Fahrt kaufen. Schlappe 35 Euro legen wir für die one-way Tickets für uns hin. Ohne Maulkorb und Leine geht ab hier sowieso nichts mehr. Auch egal, wir haben in weiser Voraussicht alles 2 Tage lang mitgeschleppt. Eine schnelle Baderunde an der Anlegestelle ist aber noch drin, bevor alles regelkonform angelegt und die Rückreise angetreten wird.

Weitwandern mit Hund braucht einen Maulkorb am Königssee
Maulkorb ist’s offiziell zwar keiner, aber es hat niemand was gesagt.
Königssee Salet
Die Anlegestelle Salet am Königssee. Viele Touristen, aber das sind wir ja in dem Fall auch.

Erschöpft aber glücklich, dass wir doch noch am letzten Schiff sitzen, geht’s für uns über den grün-blau glitzernden Königssee nach Königssee, dem Touristen-Mekka bei Berchtesgaden. 2 lange Tage mit 50 km und 4400 hm neigen sich dem Ende, dachten wir.

Denn wer jetzt glaubt, wir sind von Königssee mit dem vorher dort geparkten Auto nach Hause, oder in den nächsten Bus nach Hallein gestiegen, der sollte mal am Samstagabend versuchen von Königssee mit ÖPNV nach Österreich zu kommen. Bis Berchtesgaden kann man sich in einen mit Touristen vollgestopften Bus quetschen, stört und eh nicht, dass wir 2 Tage nicht geduscht haben. Riechen nur die anderen. Und von Berchtesgaden kann man die Luftlinie 10 km nach Hallein mit der Bahn über Freilassing – Salzburg – nach Hallein fahren. Da ist man dann zirka 3 Stunden unterwegs.

Glück im Unglück war unser Treffen auf den Taxifahrer vor dem Bahnhof, der uns ein Foto von seinem Hund, der der Kiki extrem ähnelt, gezeigt hat. Sowas passiert normalerweise nie, wir trauen uns schon gar nicht mehr fragen, ob man mit Hund im Taxi mitgenommen wird. Nun gut, so haben wir nochmal 40 Euro für ein hundefreundliches Taxi gezahlt, aber immerhin waren wir dann auch irgendwann mal daheim. An dieser Stelle nochmal ein ganz ❤️liches Dankeschön an den lieben Herrn im Taxi aus Berchtesgaden, der uns auf schnellstem Wege wieder an den Adneter Riedl gebracht hat.

Na, man muss schon echt sagen, wandern in Österreich mit Öffis ist echt ein Hit! Ohne Auto ist man hier echt aufgeschmissen und zur Not im Taxi retour ist mit Hund sowieso unmöglich.

Facts für 2- und 4-Beiner

Wasser: Man meint zwar bestens mit Wasser versorgt zu sein, ist man auch die meiste Zeit, aber richtig saubere Quellen sind auch hier oben Mangelware. Für den Hund reicht es zur Erfrischung, für Trinkwasserqualität sollte man aber darauf achten seine Trinkbehälter auf den Hütten immer aufzufüllen.

Übernachtung: Das Thema gehört richtig gut geplant, selbst bei der Wasseralm, wo weit und breit sonst nichts ist haben die nicht mal ein Auge zugedrückt (gibt dort auch 2 getrennte Räumlichkeiten, sodass der Hund in einer separaten Hütte sein könnte, wenn’s hart auf hart kommt). Also, wir sind nicht ganz sicher wie ausgebucht das Heli-Zimmer am Stahlhaus ist, aber wir können uns gut vorstellen, dass das auch gelegentlich ausgebucht ist.

Ach ja, Zelten ist im Nationalpark natürlich nicht geduldet!

Equipment: Wenn du die Tour genauso machen möchtest, wie hier beschrieben, dann musst du auf jeden Fall alles für deinen Vierbeiner mitbringen. Verpflegung für 2 lange Tage, Schlafutensilien, Maulkorb für die Rückfahrt und Sicherungsgeschirr für den Hohen Göll und das Große Teufelshorn. Man kann dann ja beim eigenen Equipment bisschen einsparen.

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