Weitwandern mit Hund: In 2 Tagen über die Kitzbüheler Alpen

Weitwandern mit Hund und Hütten-Übernachtung geht nicht? Stimmt nicht. Wir haben das Gegenteil bewiesen. Denn für diese Tour lautet unser Motto: Von Mama’s Haustür zu Oma’s Haustür.

Die Tour steht in keinem Guide, was uns nicht davon abhält die Route unserer Heimatberge selbst zu planen. Angelehnt an der Streckenführung des Kitzbüheler Gamstrails ist die Wanderroute dann auch schnell geplant. Es stellt sich nur schnell raus, dass wir die Tour in 2 lange Wandertage aufsplitten werden. Der Plan ist am Freitag um 6 Uhr von St. Johann in Tirol zu starten und am Samstagabend in Mittersill anzukommen und so nur 1x entlang der Strecke zu übernachten. Bei Komplikationen oder Unwettern könnte man immer ins Tal absteigen und mit dem Bus wieder zurück nach St. Johann fahren, eigentlich wirklich wenig Risiko.

Das schönste an dieser gesamten Strecke, das vorweg, ist der 360° Panoramablick. Egal in welche Richtung man gerade unterwegs ist, es gibt immer was zu sehen. Sei es am 1. Tag das Kaisergebirge, das man hinter sich lässt, oder später das Kitzbüheler Horn mit dem Hahnenkamm und die westlichen Kitzbüheler Alpen oder dem Wildseeloder, Gebra, Bischof und Co. im Osten. Vor sich sieht man die Hohen Tauern immer näher kommen mit dem Großvenediger immer vor Augen.

Der Gamstrail in den Kitzbüheler Alpen. Panoramagenuss pur!
Traumhaftes Panorama wohin das Auge reicht.

Klingt gut, ist gut. Aber wo schlafen mit Hund? Rein logisch wäre eine Übernachtung auf halber Strecke ohne allzu großen Umwegen und Abstieg ins Tal super. Da bietet sich wirklich nur die Kelchalm zwischen Aurach und Jochberg an. Was normal nie der Fall ist, aber in der absoluten Nebensaison dann doch in unser Glück spielt: Sie erlauben die Übernachtung mit Hund und somit ist die Nach von Freitag auf Samstag auch schon gebucht und die selbst geplante Überquerung kann losgehen.

St. Johann in Tirol: Unser Startpunkt im Norden der Kitzbüheler Alpen

Wir starten früh in St. Johann in Tirol im lockeren Laufschritt Richtung Harschbichl. Viele Wege führen nach Rom, wir entscheiden uns für die direkte etwas steilere Zustiegsroute, dem Harschbichl Trail, einen roten Wanderweg. Mit wundervollem Ausblick vom Angerer See auf das Kaisergebirge haben wir auch schon ungefähr die Hälfte des Anstiegs zum Harschbichl geschafft.

Wilder Kaiser at its best
Dafür stehen wir gerne früh auf: Blick auf den Wilden Kaiser.
Das Kitzbüheler Horn schon vor Augen
Das Kitzbüheler Horn von St. Johanner Seite. Beim Zustieg zum Harschbichl blickt man immer wieder auf den imposanten Gipfel.

Weiter geht’s durch kurze Waldpassagen und offene Weideflächen bis man schließlich auf dem Forstweg zur Bergstation „Harschbichl“ gelangt. Von hier könnte man den Klettersteig nehmen, wir entscheiden uns aber für den Jägersteig ins Raintal. Das kennen wir sonst nämlich nur im Winter als Powder Paradies des Kitzbüheler Horns. Bis vor kurzem war das der Naturschnee-Powderday-Geheimtipp der Einheimischen, jetzt gibt’s da auch Schneekanonen und neue Lifte und viele Wintertouristen.

Naja, von hier geht’s immer auf gleicher Höhe bleibend zur Hornköpflhütte. „Hütte“ ist für diese Location ein breit gefasster Begriff, aber Essen und Ausblick sind super und haben ihren Preis. Obwohl wir Anfang Juni unterwegs sind, sind hier noch die restlichen Spuren von der letzten Silvesterparty im Schnee zu finden. Weder Kiki noch ich sind große Fans von Silvester und Raketen. Nicht in der Luft und noch weniger ein halbes Jahr später am Boden. Deshalb gehen wir schnell weiter und kommen schon bald zum besten Teil der Weitwanderung…

Der wunderschöne Gamstrail

Oh, wie wir diesen Streckenabschnitt hier oben lieben! Der Gamstrail hat über die Jahre an Popularität gewonnen, daher sind die Trails ein Traum und die Markierung richtig gut. Frisch blühen die Krokosse links und rechts vom Trail, besser geht’s nicht zum locker dahintraben. Purer Trailgenuss, wirklich!

Gamstrail Schönheiten
Oh, Gamstrail! ❤️
Gamstrail im Frühling
Später Frühling am Gamstrail.

Immer der Nase nach mit einem kurzen Anstieg zum Schluss auf den Hochetzkogel (1738m). Ein traumhafter Ausblick in die Richtung, von der man gekommen ist. Das Kitzbüheler Horn verdeckt nur leicht den Wilden Kaiser im Hintergrund, was will das Wanderherz mehr?!

Erster Gipfel
Der Hochetzkogel. Ein leichter Gipfel hinter der BichlAlm.

Direkt unterhalb vom Gipfel liegt die BichlAlm. Eine tolle Location mit super Speisen und traumhaften Ausblicken über die im Westen verlaufenden Kitzbüheler Alpen. Aber eine Alm ist das hier bestimmt nicht, ich glaube nach dem Umbau hatte man damals der Name übernommen während ein kleines Luxus-Hotel und Restaurant am Ende des BichlAlm Lifts auf 1600 Metern errichtet wurde. Schön ist’s trotzdem, Sommer wie Winter!

So marschieren wir weiter und verlassen den Gamstrail und erreichen somit langsam aber sicher die Gegend, die weniger Kitzbüheler und mehr Tiroler Flair aufweisen kann. Es geht entlang dem Fieberbunner Höhenweg zum Gaisbergsattel auf knapp 1700 m. Von hier müssen wir talabwärts Richtung Wildpark Aurach. Ab dem Parkplatz am Wildpark ist es vorbei mit den Trails und wir finden uns auf alphaltierten Straßen wieder. Um von hier zur Kelchalm zu kommen, müssen wir durch den Wildalmgraben, der an diesem Tag einen – für meinen Geschmack – doch stark reißenden Auracher Wildbach aufweist.

Im Frühjahr muss man mit viel Wasser rechnen
Der Auracher Wildbach mit ordentlicher Strömung zu der Jahreszeit.

Na toll, so kurz vor dem Ziel das Ende? Wir suchen uns eine schmale Stelle und klettern auf die andere Seite, natürlich komplett durchnässt. Aber besser so, als ins Tal rauszuwandern und im nächsten Graben wieder zuzusteigen! Nach einem leichten Anstieg erreichen wir unser Ettapenziel von Tag 1: Die Kelchalm oder Bochumer Hütte auf 1432 m. Nach 28,5 km und 2050 hm genießen wir den Sonnenuntergang und freuen uns, dass wir bei den hundefreundlichen Hüttenwirten ein Bett für die Nacht haben und fallen da auch schon bald rein, weil Tag 2 wird nicht weniger anstrengend.

Kelchalm in der Abendsonne
Die Kelchalm bietet hundefreundliche Übernachtung in den Kitzbüheler Alpen.
Kelchalm von außen
Schönheit kommt hier nicht nur von innen.

Denn was am 1. Tag noch als „Frühjahrsschneefeld“ belächelt wurde, sollte am 2. Tag eiskalte Realität werden. Mit dem Hüttenwirt haben wir vor Start von Tag 2 noch die optimale Route ausgehäckt, aber nach nur einer Stunde Wanderung am Kelchalmweg standen wir bei der Oberkaseralm auch schon knöcheltief im Schnee. Bis zum Törl – zu deutsch „Tor“ – war’s dann noch tiefer und spätestens am Mittagskogel war dann eine kurze Pause am trockenen Fels bitter nötig. Auf 2000 m ging es dann trotzdem schneestapfend weiter bis zur Schusterscharte, aber an der Stelle war klar, die Gipfel vom Geißstein oder Rescheskogel werden heute auf uns verzichten müssen.

Kitzbüheler Alpen im Frühling
Manchmal tut die Wahrheit weh. So auch in diesem Fall, als wir knietief im Schnee zum Mittagskogel stapften.

Der schnellstmögliche Weg über die Rosswegscharte ins Tal war das Ziel, so kamen wir an diesem Tag vollkommen durchgefroren und durchnässt nach mehr Abstieg, als Aufstieg im Oberpinzgau an. 1000 hm auf 19,5 km hat nicht ganz unserem Tagesplan entsprochen, aber der Abstieg sei natürlich auch nicht zu unterschätzen. In Summe war der Tag 1 sicher aufregender mit der Vielseitigkeit und den Gipfeloptionen, aber Tag 2 hatte es in sich und war ein kleines Abenteuer für sich.

Weitwandern mit Hund gehört gut geplant
Ab dem Moment waren wir fortan in Winterlandschaften unterwegs.
Mittagskogel, den verpasst man wenn man nicht aufpasst
Der Mittagskogel ist ganz leicht vom Weg aus zu erreichen. Selbst bei hoher Schneelage spendet die Anhöhe etwas trockene Fläche.

Wie schön die Route im Sommer ohne Schnee ist, das wissen wir aktuell noch nicht, aber davon werden wir uns bei der nächsten Weitwanderung mit Hund über die Kitzbüheler Alpen noch ein Bild machen. Falls das jemand vor uns schafft, dann freuen wir uns über deinen Bericht in den Kommentaren oder gerne auch per Mail!

Facts für 2- und 4-Beiner

Hütte: Wir empfehlen wärmstens die Tour so zu planen, dass eine Übernachtung auf der Kelchalm möglich ist. Es gibt Hütten, die weiter oben liegen, aber für ein authentisches und hundefreundliches Erlebnis empfehlen wir die paar Höhenmeter auf sich zu nehmen. Einfach außerhalb der Hauptzeiten planen und die Übernachtung mit Fellnase ist kein Problem. Ein Hüttenschlafsack und das Deckerl für den Hund sollten beim Packen des Rucksacks unbedingt berücksichtigt werden.

Einkehr: Der Nachteil an der Nebensaison ist, dass die anderen Hütten geschlossen sind und der Proviant für die Tagesmärsche komplett eigenständig mitgebracht und geschleppt werden muss. Eventuell kann man sich am Auracher Wildpark eine Einkehr einplanen, aber da ist der Großteil der 1. Etappe dann auch schon erledigt und man kann die Kelchalm förmlich schon sehen.

Wasser: Es gibt eigentlich immer ausreichend Wasser für die Vierbeiner. Mal am See, mal am Bach. Eine Notfall-Wasserflasche und Faltnapf sollte trotzdem dabei sein. Wer allerdings in der Hauptsaison geht hat die Möglichkeit sich in den Gebirgsseen zu erfrischen, für uns wäre das bei den spätfrühlingshaften Bedingungen nicht zu denken gewesen! 😆

Abonniere Die Hundewanderin 🐾
Sei up to date und erhalte regelmäßige News von uns für dich und deine Fellnase!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Zurück nach oben